Die Schwarze Horde


Die bergige, zerklüftete Region des Drakgebirges gibt nur kleinen Gräsern die Chance hier zu wachsen. Ein paar Bergziegen leben in der Gegend, ansonsten ist es ruhig. Was machen aber die sieben Fremden hier? Sie stehen neben einem Einhorn auf einem Weg, der sich unscheinbar durch das Gestein windet und unterhalten sich.


Tanarak: "Im Namen der Völker von Utanna danke ich euch für die drei Gegenstände, die ihr für uns besorgt habt. Vielleicht haben wir so eine Chance gegen die schwarze Horde zu gewinnen."

Feiache: "Das haben wir gerne getan. Es war unsere heilige Pflicht."

Pireus: "Aber klar. Noch ein Bemerkung am Rande: Wie kommen wir jetzt zum Shu-tan-land zurück? Ich denke, es wird dir, Tanarak, eine Freude sein, uns zurückzubringen."

Tanarak: "Wenn ich die Zeit hätte, würde ich das gerne tun. Leider habe ich sie nicht. Außerdem sind die Earthnodes im Norden nicht zu benutzen, solange die schwarze Horde dort tobt. Das bedeutet, daß ihr mit einem Schiff nach Norden fahren müßt."

Pireus: "So sieht also deine Dankbarkeit aus. Noch eine weitere Sache: am Ende dieses Krieges brauchen wir die Gegenstände wieder, denn man hat uns verflucht, sie zurückzubringen. Wir wollen die Wirkungen des Fluchs nicht zu spüren bekommen, sei so freundlich."

Tanarak: "Selbstverständlich werden wir uns darum kümmern. Doch auch ich habe eine weitere Bitte. Wenn ihr unterwegs zur Küste seid, kommt ihr in Efhib vorbei, der Hauptstadt der Süd-Tagis. Werdet beim Kalifen vorstellig und überzeugt ihn, in die Kämpfe einzugreifen."

Mu: "Wird er uns denn überhaupt vorlassen? Wer sind wir denn schon?"

Kelf: "Ich bin immerhin Kelf von Falkenstein, Sohn des Fürsten von Falkenstein!"

Tanarak: "Das wird wahrscheinlich nicht viel nützen, der Kalif oder seine Berater werden bestimmt nichts von Falkenstein gehört haben. Aber mein Name und die Tatsache, daß Sankt Feiache ein Heiliger ist, werden es euch ermöglichen, beim Kalifen vorzusprechen."

Mu: "Aber wir können die Landessprache nicht sprechen. Und sind keine Diplomaten."

Tanarak: "Zum ersten Punkt. Es wurde von der Kirche des Longus Sorge getragen, daß Sankt Fei die Landessprache perfekt beherrscht. Weiterhin hat der Kalif selbstverständlich Dolmetscher. Zum zweiten Punkt. Kelf hat ein bißchen diplomatische Erfahrungen. Eure Unerfahrenheit hilft euch vielleicht sogar, die Dringlichkeit des Problems zu untermauern. Zum Schluß sei noch gesagt, daß ich bei der Besprechung anwesend sein werde, um euch zu unterstützen. Allerdings wollen einige Berater des Kalifen mir alleine keinen Glauben schenken, so daß ich meine Bitte durch Respektspersonen wie Heilige untermauern möchte."

Ganvir: "Prust!! Sankt Fei eine Respektsperson!?"

Tanarak: "Nicht viele sind mit Heiligen per du. Ich muß jetzt los. Wir sehen uns in Efhib."

[Tanarak verschwindet.]

Ganvir: "Das ist doch ein Zauberer, was? Püreus, kannst du das auch?"

Pireus: "Ich sehe keinen Püreus. Vielleicht solltest du mal das Einhorn fragen."

Mu: "Jetzt gib endlich Ruhe! Auch wir werden uns auf den Weg machen. Verlaufen werden wir uns nicht, den wir kennen den Weg ja."

Pad: "Aber wir müssen doch irgendwann nach links, sonst kommen wir zur Südspitze."

Mu: "Ja, ich glaube, daß ist an der Stelle, wo der Eremit saß."

[Beim Eremiten.]

Mu: "Feiache, übersetzt du bitte für mich? Ich möchte den Eremiten ein paar Dinge fragen."

Feiache: "Klar. In jeder Hinsicht bin ich ein Auserwählter."

Ganvir: "Dir steigt das Zeug ganz schön zu Kopf."

Feiache(für Mu): "Hallo, Eremit. Schon Eins mit dem Universum geworden?"

Eremit: (schweigt)

Pireus: "Vor Freude, uns zu sehen, hat es ihm die Sprache verschlagen."

Pad: "Aus ihm kriegen wir nichts mehr heraus. Schaut, man kann ihn nicht mehr berühren, er ist nur noch ein Schemen."

Kelf: "Ich kann ihn auch nur ganz schwach mit meinen Geisteszaubern erreichen. Das einzige, was ich zu hören bekomme, sind Gebete oder etwas ähnliches, meine Fragen ignoriert er gänzlich."

Ganvir: "Dann sollten wir weiter gehen. Hier herumstehen bringt doch nichts."

Mu: "Wie hat er das hingekriegt? Ich muß mir unbedingt die Bücher besorgen, die er mir damals genannt hatte."

Ganvir: "Hier gibt's sie jedenfalls nicht, los jetzt."

[Aufbruch. In Efhib.]

Feiache: "Wir kommen, um bei dem Kalifen vorzusprechen. Ich bin Sankt Feiache."

Wache: "Du sprichst einen großen Namen aus. Kannst du deine Behauptung beweisen? Sonst wird dir wegen Führens eines falschen Namens die Zunge herausgeschnitten. Alhimir, komm her, wir haben hier womöglich einen Aufschneider!"

[Weitere Wache erscheint.]

Feiache(zieht Schwert): "Habt ihr von dem Feuerschwert gehört, was Sankt Feiache führt?"

[Feiache zaubert Feuerball in die Luft. Wache überlegt, ob sie der Geschichte glauben soll, oder "Zaubern innerhalb der Stadtgrenze" mit auf die Liste der Delikte schreiben soll.]

Wache: "Na schön, du wirst dein Ansinnen dem Kalifen vortragen können, doch sei gewarnt. Bist du nicht der Heilige für den du dich ausgibst, bist du des Todes."

[Alle in den Palast (mit Begleitung). Wachen unter sich.]

Alhimir: "Eine solche Geschichte kann doch jeder erzählen. Sankt Feiache ist ein Ausländer und hast du gemerkt, wie er unsere Sprache sprach? Perfekt!"

Wache: "Trotzdem, hast du seine Hautfarbe gesehen? Hell, wie die eines Shu-tan-länders. Und seine Kleidung?"

Alhimir: "Kleidung kann man sich besorgen und die Hautfarbe kann man auch verzaubern. Wenn es ein Betrüger war, bist du dran!"

[Im Palast in einem Vorzimmer.]

Begleiter: "Ihr müßt hier eure Waffen und magischen Gegenstände abgeben und diese Kopfband aufsetzen."

Kelf: "Wozu das Kopfband."

Begleiter: "Um den Kalifen zu schützen, müßt ihr zu zaubern außerstande sein. Das Kopfband wird so befestigt, daß ihr es nicht schnell abnehmen könnt. Wir bedauern diese Unannehmlichkeiten, aber es ist notwendig."

Pireus: "Bekommen wir eine Quittung für unsere Waffen und Gegenstände?"

Begleiter: "So etwas könnt ihr natürlich haben, aber warum? Ihr habt euer eigenes Fach hier."

Mu: "Ihr müßt wissen, er ist ein Barbar der Sumatary und dort macht man alles mit Quittungen."

Ganvir: "Blödsinn."

Pireus: "Bei uns macht man es zwar nicht, aber im Shu-tan-land geht das so."

Begleiter: "Im allgemeinen verstehe ich das auch, aber wo ihr eure eigenen Fächer habt?"

Pireus: "Außerdem möchte ich mich alleine meiner magischen Gegenstände entledigen. Warum sollen alle erfahren, was ich alles besitze."

Mu: "Wir wissen doch sowieso, daß du tausende davon hast. Herr Begleiter? Sie sollten Pireus zwei oder drei Fächer zur Verfügung stellen."

Begleiter: "Wenn er es wünscht. Noch eine kleine Unannehmlichkeit eure Beine und Arme werden mit einem speziellen Garn aneinander gebunden. Es behindert euch in keiner Weise, nur eure Bewegungsreichweite ist eingeschränkt. Ihr könnt also fast alles wie bisher machen, aber Karate oder ähnliches ist unmöglich."

Pad: "Ich kann gar kein Karate oder Judo."

Begleiter: "Das glaube ich gerne, doch der Hofkanzler will es so."

Feiache: "Ich bin immerhin ein Heiliger. Traut ihr mir nicht?"

Beglieter: "Wenn ihr Beschwerden habt, wendet euch an den Kanzler. Er hat diese Verordnung erlassen, die sogar auf Staatsgäste anzuwenden ist."

Pad: "Werden uns die Bänder nicht im Wege sein?"

Begleiter: "Wie ich schon sagte, die Bänder behindern nur eure Reichweite, sie gleiten ohne Schwierigkeiten durch Material hindurch. Versucht es.

Mu: "Genial. Damit kannn man sie auch nicht als Würgeschnur gebrauchen. Wo kann man diese Bänder kaufen?"

Begleiter: "Das weiß ich nicht. Beeilt euch bitte, der Kalif will nicht warten."

[Später ist man beim Kalifen. Ein langes Gespräch folgt. Danach vor dem Palast.]

Pad: "Ich möchte nicht in den Schuhen des Protokollanten gesteckt haben. In drei Sprachen wurde gesprochen und meist gleichzeitig. Das war wie auf einem Bazar."

Pireus: "Es ist vorbei. Tanarak wird zufrieden sein, der Kalif wird dem Bündnis für Utanna beitreten. Was mich etwas beunruhigt, ist, daß in der Nord-Tagis gekämpft wird, wir also mit dem Schiff durch Wasser fahren müssen, in dem möglicherweise feindliche Schiffe kreuzen."

Kelf: "Hoffen wir, daß der Schiffsverkehr nicht völlig eingestellt ist."

Ganvir: "Wir werden es erleben, wir müssen sowieso nach Tsah, der Küstenstadt."

Feiache: "Wo ist Tanarak, will er sich nicht verabschieden?"

Mu: "Er wird keine Zeit haben, da er die Details mit den Beratern des Kalifen durchsprechen muß. Außerdem sehen wir ihn doch sowieso alle paar Tage."

[In Tsah wird ein schnelles Schiff gechartert.]

Pireus: "Zum Glück hat uns Tanarak etwas Geld gegeben, sonst hätten wir das Schiff nicht bezahlen können. Warum sind die Preise so gestiegen?"

Mu: "Mit einem normalen Schiff wäre es auch billiger geworden. Aber erstens gibt es jetzt eine Gefahrenzulage und zweitens ist das ein schnelles Schiff und drittens fährt es nur für uns. Das erklärt die Inflation zum letzten Mal."

Ganvir(seekrank): "Ich will nach Hause."

[Ein Schiff der schwarzen Horde kommt längsseits. Der Kapitän des fremden Schiffes ist ein Rucksacktroll.]

Pireus: "Soviel zu dem schnellen Schiff, das wir gechartert haben."

Rucksacktroll: "Ergebt euch. Wir wollen nicht viel von euch."

Kelf: "Wir haben nichts mit eurem Krieg zu tun, wir sind Zivilisten. Wenn ihr uns gnädigst weitersegeln lassen würdet?"

Pad: "Wir haben nichts dabei. Weder Geld noch Handelsgüter."

Ganvir(seekrank): "Ich will nach Hause."

Rucksacktroll: "Ruhe, alles was wir wollen, ist der Raki."

[Er deutet auf Mu.]

Pireus: "Aha, der Verräter. Das habe ich mir gleich gedacht."

Mu: "Ich, ich bin ein Raki? Nicht, das ich wüßte."

Rucksacktroll: "Gebt ihn uns, und ihr seid frei; zu segeln wohin ihr wollt!"

Pireus: "Wollt ihr nicht lieber ein Einhorn mitnehmen?"

Pad: "Kommt nicht in Frage!"

Feiache: "Einer für alle, alle für einen!"

Kelf: "Du bist im falschen Film. Wir sollten das ausdikutieren."

Rucksacktroll: "Da gibt es nichts zu diskutieren!"

[Der Kampf wird von beiden Seiten überraschenderweise gleichzeitig begonen. Feiache wird im Verlauf vom Schiff gestossen.]

Feiache: "Hilfe, Blublub."

Ganvir: "Blechbüchse über Bord!"

Mu: "Wirf ihm ein Seil zu... und halte das andere Ende fest!"

[Durch übermenschliche Anstrengungen gelingt es Feiache, mit seiner Rüstung über Wasser zu bleiben. Ganvir zieht ihn hoch. Man besiegt die gegnerische Crew, allerdings werden einige Segler der eigenen dabei getötet.]

Pireus: "Wir sollten vielleicht das Schiff wechseln. Das andere ist schneller."

Kelf: "Und wenn wir dann zuhause mit dem Kahn auftauchen, werden wir ohne Federlesen versenkt."

Ganvir(seekrank): "Ich will nach Hause."

Pireus: "Tja,... "

Temujin: "Hmmpf."

Pad: "Schaut mal da, da ist ein Mongole an dem Mast befestigt."

Kelf: "Befrei' ihn mal."

[Temujin, der Mongole wird befreit.]

Temujin: "Qnf jheqr nhpu Mrvg! Jnehz avpug tyrvpu fb?"

Kelf: "Ich werde versuchen, mit ihm mental Kontakt aufzunehmen. Und hoffe, die Sprache der Köpfe ist auch auf anderen Kontinenten die gleiche."

[Ist sie. Temujin sagt, er sei von der scharzen Horde gefangen genommen worden, um wahrscheinlich geopfert zu werden. Man bleibt auf dem ursprünglichen Schiff und fährt damit.]

Pireus: "Was wirst du machen, wenn du im Shu-tan-land bist?"

Temujin: "Qnaxr qre Anpusentr. Rf trug zve nhftrmrvpuarg, nore vue fpurvag Fcenpuceboyrzr mh unora."

Pireus: "Was immer du versuchen wolltest, lerne erst die Landessprache zu sprechen."

Feiache: "Vielleicht ist er zu dumm dazu. Er ist doch schließlich bloß ein Mongole."

Temujin: "Oyrpuohrpufr!"

[Alle Ab.]


Eines der ersten Worte, die Temujin lernte, war "Blechbüchse". Temujin hält sich für den Prototyp des überlegenen Zauberers und Feiache für den Prototyp des dummen Kämpfers. Die lange Diskussion, die im Hause des Kalifen tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht mehr in Erinnerung, weshalb ich sie weggelassen habe. Eine Neuauflage hätte zuviel verfälscht.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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