Das Feuerschwert


Die grüne Heide wird von brauner Steppe abgelöst und die saftigen Wiesen werden von dürren Sträuchern ersetzt. Man merkt die Nähe der Wüste. Doch selbst hier harren Menschen aus und trotzen dem Boden ihren Lebensunterhalt ab. Ein abgelegenes Dorf ist das Ziel der beiden Freunde, die diesen einsamen Weg gehen.


Feiache: "Ein Glück sind wir die los. Die Ironie an der ganzen Sache war, daß der Bär an Ganvirs Pfeil sterben mußte und niemand etwas davon hatte, da wir ihn schließlich verbrannt haben."

Artax: "Wir sollten das Thema wechseln. que sera, sera."

Feiache: "Du und Fremdsprachen? Dann laß uns lieber über das Feuerschwert reden."

Artax: "Gut. Woher wissen die Priester, daß hier das Feuerschwert, was sie suchen, liegen soll? Du hast überhaupt recht wenig dazu gesagt."

Feiache: "Sie werden Longus gefragt haben. Ich zweifle nicht an ihren Worten, sowenig, wie sie an meinen Taten zweifeln werden."

Artax: "Hast du denn Spruch auswendig gelernt? Der stammt doch nicht von dir."

Feiache: "Du unterschätzt mich. Als Heiliger kann ich sowas halt."

Artax: "Du überschätzt mich. Als Dieb läßt mich sowas kalt."

Feiache: "Du hast doch die Verse gelesen. Das Feuerschwert ist an sich schon wertvoll genug, um gesucht zu werden. Zweifelst du an diesen Gedichten?"

Artax: "Nein, natürlich nicht... "

Feiache: "So, wir sind da. Dort drüben läuft ein Einwohner dieses Dorfes. Hallo! Ist dies der Weg zur Burg des Olek?"

Einheimischer: "Ja, aber was wollen Sie denn da? Da lebt doch niemand mehr, schon seit Jahren steht das Gemäuer leer."

Feiache: "Hat es denn niemand in Besitz genommen? Wer verteidigt euch gegen die Sumatary?"

Einheimischer: "Wer will schon in dieser Öde leben? Die reichen Adligen überlegen es sich zweimal, ehe sie eine zerfallene Burg im Niemandsland in Besitz nehmen. Und mit den Sumatary haben wir schon lange Frieden geschlossen, wissen Sie das nicht?"

Feiache: "Nein, woher denn?"

Einheimischer: "Ja, ich höre es an ihrem Dialekt, Sie kommen aus dem Shu-tan-land, nicht wahr?"

Feiache: "Das stimmt, aber wir müssen weiterziehen, die Burg ist unser Ziel. Einen guten Tag wünschen wir Ihnen."

[Bei der Burg.]

Feiache: "Scheint tatsächlich alles verlassen zu sein. Wir sollten sie durchsuchen. Man hat mich sicher nicht umsonst hierhergeschickt."

Artax: "Das hoffe ich auch."

[Später.]

Feiache: "Alles leer. Außer diesem Spiegel haben wir alles abgeklappert."

Artax: "Was mich erstaunt, ist, daß fast alles so herumliegt, als ob Menschen hier leben würden. Die Dinge sind zwar nicht frisch, aber Betten, die so aussehen, als ob jemand darin schläft, und Kochtöpfe aus denen Suppe übergekocht ist, sprechen ihre eigene Sprache."

Feiache: "Was schlägst du vor? Nur der Spiegel ist uns übriggeblieben."

Artax: "Laß uns das übliche Stein-Seil-Spiel spielen."

[Das übliche Stein-Seil-Spiel.]

Artax: "Hab ich es mir doch gedacht. Der Spiegel ist Portal und das Portal ist eine Einwegtür. Gehen wir durch oder nicht?"

Feiache: "Was sonst?"

Artax: "Ich hasse Mut... "

[Ab durch den Spiegel.]

Artax: "Hier ist auch alles verlassen. Man sieht nur den Schatten dieser Burg und eine Öde, die noch schlimmer ist, als die, die wir gerade verlassen haben."

Feiache: "Dort ist doch jemand."

Artax: "Mal sehen, was er so weiß. Hallo!!"

Oleks Geist: "Ich bin Olek. Oder vielmehr das, was von ihm übrigblieb. Ich bin der Geist, der das Feuerschwert bewachen muß. Tja, das sind jetzt schon einige Jahre."

Artax: "Wie es das Gedicht vermuten ließ. Was hat euch hierher verschlagen?"

Oleks Geist: "In einem kleinen Krieg gegen die Sumatary hatten diese einen mächtigen Dämon beschworen. Er war ihnen aus Versehen viel zu groß geraten, so daß er sie selbst alle als erstes tötete. Wir hätten keine Chance gehabt. Unser Hofzauberer hatte einen Plan. Wir würden uns mit dem Dämon auf eine andere Existenzebene zaubern, wobei auch ein Portal geschaffen werden sollte, durch das wir alle später zurückgehen konnten. So geschah auch alles. Mit einem kleinen Schönheitsfehler. Als wir alle ankamen, waren wir von dem Portal eine gewisse Strecke entfernt. Schnell hatte der Dämon einen Bannspruch um uns gelegt.

Feiache: "Woher konnte der Dämon das?

Oleks Geist: "Das weiß ich nicht, ich bin Kämpfer und kein Zauberer. In dieser Situation versuchten wir uns zu helfen, doch der Zauberer hatte alle Energie in nutzlosen Schutzsprüchen vergeudet. Der Dämon folgte uns mit großem Gelächter und vervollständigte seinen Bannkreis, so daß wir ihn nicht verlassen konnten. Unglücklicherweise war ja das Portal außerhalb dieses Bannkreises, so daß wir es nicht erreichen konnten, um uns zu retten."

Feiache: "Was geschah dann?"

Oleks Geist: "Nichts mehr. Es ist eine kurze Geschichte. Mit der Zeit starben alle. Nur der Dämon überlebte und ich wurde zum Geist."

Feiache: "Der Dämon überlebte und blieb hier?"

Oleks Geist: "Ja, denn er hatte das Inversionsprinzip nicht beachtet."

Feiache: "Was ist denn das?"

Oleks Geist: "Das weiß ich auch nicht, aber der Zauberer sagte es mir mit seinen letzten Worten. Es besagt, daß weder wir noch der Dämon den Bannkreis zerstören können und der Dämon auf der Außenseite des Bannkreises gefesselt ist."

Artax: "Wo ist der Dämon? Wir haben ihn noch nicht gesehen."

Oleks Geist: "Wahrscheinlich ist er irgendwo auf dieser öden Ebene und schreit sich die Seele aus dem Leib, sofern Dämonen eine Seele haben. Es ist grauenhaft. Diese Situation ist eigentlich unerträglich, aber ich habe keine Wahl. Ihr könnt euch wenigstens selbst umbringen. Der Dämon kommt bald, ihr werdet nicht lange warten brauchen."

[Später.]

Dämon: "Aaaaaaaaiiiiiiiihhhhhhhh!! Huch, wer ist denn das? Ihr Menschengewürm, kommt her."

Oleks Geist: "Geht nicht! Ihr werdet den Bannkreis brechen und der Dämon wird euch töten."

Dämon: "Das sollt ihr aber tun. Ich befehle es euch!"

Artax: "Warum können wir den Bannkreis brechen?"

Dämon: "Weil ihr nicht von ihm betroffen wart, als er ausgesprochen wurde, du Blödmann. Jetzt komm her!"

Artax: "Benimm dich zivilisiert, wo sind wir denn?"

Dämon: "Ich mache, was mir paßt. Aaaaaaaaiiiiiiiihhhhhhhh!! Das solltet ihr auch machen, sonst geht's euch dreckig."

Feiache: "Du kannst uns von dort nichts anhaben."

Dämon: "Dann hör mal genau hin: Aaaaaaaaiiiiiiiihhhhhhhh!!"

Artax: "Genug! Wir können uns bestimmt einigen."

Feiache: "Mit einem Dämonen? Niemals!"

Artax: "Wie willst du denn hier herauskommen?"

Feiache: "Wir können doch nicht zum Portal und mit dem Dämon kämpfen. Willst du ihm etwa vertrauen?"

Artax: "Hör mal zu, Dämon. Ohne uns hast du auch keine Chance. Wenn wir dich töten, bist du doch auch frei. Deine Seele wird auf deine Heimatebene kommen und dort den Körper neuformen."

Dämon: "Niemals. Ich bringe euch um. Aaaaaaaaiiiiiiiihhhhhhhh!!"

Artax: "Das hilft dir nichts... "

Dämon: "Aaaaaaaaiiiiiiiihhhhhhhh!!"

Artax: "... und wenn du es tagelang machst. Ich habe einen anderen Vorschlag. Du gehst soweit weg, bis wir dich nicht mehr sehen können. Dann durchbrechen wir den Kreis und verlassen die Ebene und du bist frei."

Dämon: "Hmmm, hört sich vernünftig an. Da ich dabei von euch Menschengewürm erpreßt wurde, muß ich euch dann eben später umbringen. Das ist doch wohl klar?"

Oleks Geist(leise): "Ihr müßt, nachdem ihr das Portal durchschritten habt, den Spiegel zerstören. Dann kann euch der Dämon nicht folgen, wie er es vorhat. Zerstört ihn vollständig. Ob er es aus eigener Kraft schafft, unsere Heimatebene zu erreichen, weiß ich nicht, aber das Risiko müßt ihr eingehen."

Feiache: "Ich kann doch nicht einen Dämon freilassen! Aber es scheint der einzige Ausweg zu sein."

Artax: "Genau. Wenn wir zum Portal zurückwollen, müssen wir den Bannkreis durchbrechen."

Oleks Geist: "Bevor ihr geht, nehmt das Feuerschwert und erlöst auch mich. Solange das Schwert nicht auf einen neuen Helden übergeht, werde ich nie Ruhe finden. Und wenn das Portal zerstört wird, kann mich niemand anderes erlösen."

Feiache: "Wenn ich einen Dämon gegen diese Welt entlassen muß, dann will ich auch eine Waffe in diese Welt entlassen, um Dämonen zu bekämpfen. Überreiche mir bereitwillig dein Schwert und ich werde es würdig und in Ehrfurcht führen"

Artax: "Mit ein bißchen Übung wirst du noch ein Poet."

[Das Schwert wechselt seinen Besitzer. Der Plan gelingt, daß Portal ist zerstört. Große Scherben liegen herum. Durch eine ragt die Hand des Dämons.]

Dämon(immer leiser): "Aaaaaaaaiiiiiiiihhhhhhhh!!"

ARTAX(zerschlägt die Scherbe): "Es hat mich gewundert, daß der Dämon nicht gemerkt hat, daß wir den Bann schon gebrochen hatten, als wir auf dem Hinweg die Linie überschritten hatten und nicht erst auf dem Rückweg."

Dämon(verbittert): "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaiiiiiiiiiiiiiiiiiiihhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!"

[Feiache zerschlägt die letzte Scherbe.]

Feiache: "Das war's."

Artax: "Was kann dein Schwert so tolles, daß es viel besser als dein altes ist?"

[Kurze Pause.]

Feiache: "Als erstes kann es mental mit mir kommunizieren. Es sagt mir, daß auf der Welt verschiedene Gems existieren, die man in seinen Knauf stecken kann. Das gibt dem Schwert gewisse Fähigkeiten. Ein Gem ist fest verankert: das Feuergem. Mit ihm kann ich die Feuerzauber der Magier benutzen."

Artax: "Das hört sich nach etwas an!"

Feiache: "Unglücklicherweise benutzt es dazu meine magische Energie."

Artax: "Oh, ich sehe es schon vor mir: Sankt Feiache bereitet seinen sagenhaften Feuerdrachenatem vor ... heraus kommt das Husten eines asthmatischen, zahnlosen Drachengreises."

Feiache: "Das wird man sehen!"

Artax: "Sicher... und alle Welt kannte ihn als "Sankt Feige" mit der Fliegenklatsche."

[Alle Ab.]


Das übliche Stein-Seil-Spiel: man wirft einen kleinen Stein durch das vermeintliche Tor und beobachtet, ob er zurückprallt. Dann hält man ein Seil hinein und holt es wieder zurück. Zu jedem Zeitpunkt beobachtet man Reaktionen. In diesem speziellen Fall ließ sich das Seil nicht zurückziehen. Man kann sonst auch mit Stöcken (Expertenregeln) den Hintergrund ganz gut ausforschen.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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